Geschichte der Riggisberger Örgeli

 

Stein des Anstosses und Anfangszeit

In einer Örgeliwerkstatt

Es war an einem Herbsttag im Jahr 1984 und wir standen in der Werkstatt eines bekannten Örgelibauers. Ein neues Örgeli musste her. Eine Lieferzeit von vier Jahren wurde uns angekündigt.                                                                              Wir bestellten trotzdem ein dreichöriges Instrument.                                                                                                                            Es wurde klar dass unseren alten Instrumenten für die Zwischenzeit eine Kampfwertsteigerung bevorsteht, aber auch für diese gab es lange Wartezeiten.
Als Mechaniker und Modellschreiner faszinierte mich sofort die trotz der hohen Auftragslage ganz ruhig ablaufenden Arbeitsschritte bei den vor unseren Augen tätigen Örgelibauer.

 

Die Faszination blieb haften

Kaum die Werkstatt verlassen überflutete mich eine Welle von Gedanken über den Örgelibau.
Unsere in die Jahre gekommenen Instrumente selber restaurieren war die Devise. Der Bastelraum wurde sofort dahingehend optimiert und das theoretische Wissen über den Instrumentenbau autodidaktisch erweitert. Es gab praktisch keine Literatur über den Handzuginstrumentenbau.
Die Betriebsgeheimnisse wurden ausschliesslich an Nachfolger weiter gegeben. Somit blieb nur das mühsame adaptieren aus verwandten Fachgebieten.

 

Erste Erfolge

Mit dem nunmehr vorhandenem Equipment und zahlreichen Versuchen brachten wir unsere zwei Örgeli auf Vordermann. Schon sprach sich der kleine Erfolg herum und wir reparierten zunehmend Instrumente für Musiker-Kollegen. Mit jeder Reparatur erweiterte sich unser Fachwissen und der Bastelraum wurde bald zu klein.
Gleichzeitig entwickelten sich Gedanken rund um den Neubau eines eigenen Produktes.
Davon gehört war der bekannte Schwyzerörgeler Werner Thöni sofort bereit, uns dabei zu unter-stützen. Ein spezielles Miniörgeli sollte es sein. Nach dem Schwyzerörgeli-System aber ohne Kreuztöne und mit leicht eingeschränkter ersten und zweiten Reihe sowie mit acht Bässen. Also wurde sofort Gas gegeben; aber wo beziehen wir die Stimmplatten und die Bälge usw. Nach langem herumfragen – damals gab es noch kein Internet – liessen sich die Probleme nach und nach lösen.
Anfänglich wurde viel für den Ofen und den Kehrichtkübel produziert, was sich im Nachhinein als sehr wertvoll erwiesen hatte. Mit dutzenden, wenn nicht hunderten von Versuchen kamen wir dem erwünschten Ziel Schritt für Schritt näher.
Im Sommer 1985 war es dann soweit. Ein eigenes Projekt konnte erfolgreich abgeschlossen
werden. Jetzt ging es darum, mit dem Örgeli Erfahrungen zu sammeln. Werner Thöni verstand es hervorragend mit dem kleinen Ding umzugehen. Es folgte eine Komposition nach der andern.
Bald meldeten sich für das spezielle Instrument auch Kauf-Interessenten und eine Serie von fünf Einheiten wurde ins Auge gefasst und schliesslich gebaut.
Weil wir damals noch in einer Mietwohnung lebten wurde eine kleine Werkstatt dazu gemietet, um dem zunehmenden Platzbedarf gerecht zu werden. Eingerichtet mit zahlreichen Maschinen und Spezialwerkzeugen konnten wir nun bis auf wenige Komponenten alle Teile für die erste Serie selbst herstellen.
Es war abzusehen, dass nun auch ein 18-bässiges Örgeli gebaut werden sollte. 2-chörig, klein und möglichst leicht sollte es sein. Mit der zunehmender Erfahrung und bereits gut eingerichteter Werkstatt konnte 1986 ein erster Prototyp vorgestellt werden. Ein optimierter zweiter und dritter Prototyp folgten kurz darauf, bis schliesslich 1987 eine Kleinserie von 5 Instrumenten gebaut wurden.
1989 konnten wir ein Eigenheim in Blumenstein beziehen, mit einer grösseren Werkstatt im
Untergeschoss. Fortan entstanden 2- und 3-chörige Instrumente und Miniörgeli unter der Be-
zeichnung Blumensteiner Örgeli.

 

Der heutige Name Riggisberger Örgeli

Entstehung des Namens

Der Umzug nach Wattenwil im Jahre 2008 und die Möglichkeit in einer Liegenschaft in Riggisberg eine grössere Werkstatt einzurichten bot die Gelegenheit für einen Namenwechsel.
Die Erinnerung an den grossen Örgelibauer Gottfried Bärtschi, welcher während der Übergangszeit zwischen den Langnauerörgeli und den ersten Schwyzerorgeln von Robert Iten in Riggisberg wirkte, trug ebenfalls zum Namenwechsel bei. Bärtschi baute in Riggisberg zwischen den Jahren 1889 und 1924 exzellente Örgeli der Übergangstypen, mit ein bis vier Reihen Melodie und zwei bis acht Bässen. Der glockenreine Klang der Melodietöne und die urchigen Bässe verleihtem dem Meister weitherum grosses Ansehen. An der kantonalen Industrie und Gewerbeausstellung von 1899 wurde Gottfried Bärtschi die Silbermedaille verliehen.

 

Heutiger Stand

Heute bauen wir die auf der Webseite vorgestellten Instrumente und führen Reparaturen aller
Marken aus. Unser Moto lautet: Nur erstklassige Instrumente bauen zu denen wir immer einstehen können.